Die Präferenzen der jüngeren Ärzteschaft bei der Informationsbeschaffung im beruflichen Kontext unterscheiden sich von denen älterer Generationen. Doch welche Kanäle nutzen sie im Praxisalltag? Welche Inhalte kommen gut an – und in welcher Form? Aktuelle Studien geben Einblicke, die Ihnen helfen können, Ihre Kommunikationsstrategie entsprechend anzupassen.

Sowohl die Activity – Reachability – Interaction (ARI)-Studie der Ärztenetzwerke coliquio, DocCheck und esanum vom Sommer 2024 als auch der coliquio Facharztreport 2024 beleuchten die Medienpräferenzen der jüngeren Ärzteschaft. Lesen Sie hier die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst.

Digitale Medien dominieren vor allem bei jungen Ärztinnen und Ärzten  

Digitale Kanäle sind ein bedeutender Bestandteil der medizinischen Informationsbeschaffung und gewinnen bei der jüngeren Ärzteschaft zunehmend an Bedeutung. Bei den insgesamt 1.176 Befragten der ARI-Studie fällt mehr als die Hälfte der beruflichen Mediennutzung zur Informationsbeschaffung auf digitale Quellen. Und der Anteil der Nutzung digitaler Medien steigt in den unteren Alterskategorien. Jüngere Ärztinnen und Ärzte (unter 40 Jahren) informieren sich sogar zu zwei Dritteln digital und zu einem Drittel analog.

Top 3 der digitalen Informationsquellen der jungen Ärzteschaft  

Der ARI-Studie zufolge nutzen jüngere Ärztinnen und Ärzte mehr verschiedene digitale Quellen zur Informationsbeschaffung als ältere Generationen. Im beruflichen Kontext setzen Ärztinnen und Ärzte unter 40 Jahren, insbesondere auf diese 3 digitalen Informationsquellen:

1

Online-Fortbildungen:

Online-Fortbildungen werden von der Mehrheit der Ärztinnen und Ärzte in allen Altersgruppen genutzt – und sogar von 84 % der unter 40-Jährigen. Sie werden zudem von den jeweiligen Nutzern der jüngeren Ärzteschaft als (sehr) relevant bewertet.

2

Digitale Lernplattformen wie z. B. AMBOSS:

Ein Großteil der Befragten unter 40 Jahren greifen auf digitale Lernplattformen zurückje jünger, desto mehr Ärztinnen und Ärzte nutzen digitale Lernplattformen.

3

Suchmaschinen wie z. B. Google:

Ein großer Anteil (67%) der Arztinnen und Ärzte unter 40 Jahren arbeitet mit Suchmaschinen. Suchmaschinen werden von jüngeren Nutzern auch sehr häufig verwendet und führen bei der täglichen Nutzung mit um die 40%. Zudem werden sie von dieser Altersgruppe nicht nur häufig genutzt, sondern von den Nutzern auch als (sehr) relevant beurteilt.

An vierter Stelle folgen dann Ärztecommunities wie z. B. coliquio, DocCheck und esanum, die zwar etwas weniger in Anspruch genommen werden, aber dennoch eine bedeutende Rolle spielen.

Verändert künstliche Intelligenz das digitale Suchverhalten?

Der Facharztreport 2024 zeigt, dass gut ein Viertel der jüngeren Ärztinnen und Ärzte (45 Jahre alt und jünger) KI bereits nutzen, während es bei den Älteren nur jeder Fünfte ist. Auf die Frage, wie stark künstlich Intelligenz ihre fachlichen Recherchen in Zukunft beeinflussen wird, antworteten 42% der jüngeren Zielgruppe (sehr) stark im Vergleich zu 33 % der älteren Zielgruppe.

Diese Medien- und Beitragsformate sind hoch im Kurs

Ob jung oder alt, laut dem aktuellen Facharztreport, für den 1.252 Ärztinnen und Ärzte auf coliquio befragt wurden, sind Textbeiträge das bevorzugte Medienformat im beruflichen Kontext. Die anderen modernen Formate, insbesondere das Schaubild, finden jedoch beim jüngeren Segment durchgehend größeren Anklang. Die beliebtesten Beitragsformate sind auch altersunabhängig: Der Favorit ist und bleibt die Studienzusammenfassung. Die jüngere Zielgruppe hat aber stärkere Präferenzen für grafische Aufbereitungen von Studien, Infografiken und Quizzen.  

Was sind die Vorlieben jüngerer Ärztinnen und Ärzte, wenn es um Videos und Podcasts geht? Dies erfahren wir aus dem coliquio Facharztreport 2024:

Welche analoge Informationsquelle wird am meisten genutzt? 

Die jüngere Ärzteschaft nutzt am häufigsten den persönlichen Austausch im Kollegium sowie mit Expertinnen und Experten als analoge Informationsquelle: Der ARI-Studie zufolge tauschen sich 95% der unter 40-Jährigen mindestens 1x im Monat persönlich aus, knapp ein Drittel sogar täglich. Außerdem ist bei der jüngsten Alterskohorte der persönliche Austausch unter den analogen Kanälen bei weitem der relevanteste für die Informationsbeschaffung.

Die ARI-Studie verdeutlicht zudem Unterschiede im Nutzungszeitraum dieser analogen Informationsquelle. Denn die jüngste Alterskohorte nutzt den persönlichen Austausch vor allem während der Arbeitszeit und im Vergleich zu anderen Alterskohorten mehr vor der Arbeit und in den Pausen.

Henne oder Ei? Kongresse als Plattform für persönlichen Austausch 

Kongresse sind eine gute Gelegenheit, neue Therapieformen mit Kolleginnen und Kollegen zu diskutieren oder mit Herstellern in Kontakt zu treten. Die Ergebnisse der ARI-Studie zeigen aber auch, dass der persönliche Austausch die Ärztinnen und Ärzte zur Teilnahme an Veranstaltungen anregen kann: Bei 89% der unter 40-Jährigen mindestens einmal in den letzten 12 Monaten, verglichen mit einem geringeren Prozentsatz in der ältesten Alterskohorte zwischen 6067 Jahren (79%).

Außendienstbesuche spielen eine (untergeordnete) Rolle 

Die Präferenz für den persönlichen Austausch spiegelt sich nicht unbedingt in der Nutzung des Außendienstbesuches wider. Laut der ARI-Studie 2024 empfangen nur 29 % der Ärztinnen und Ärzte unter 40 Jahren grundsätzlich den Außendienst. Ungefähr die Hälfte dieser Gruppe tun dies mindestens 1x im Monat. Außendienstbesuche werden von älteren Ärztinnen und Ärzten hingegen mehr und regelmäßiger empfangen

Der Facharztreport von 2024 bestätigt dieses Ergebnis. Er weist außerdem darauf hin, dass Ärztinnen und Ärzte ab 46 Jahren mit dem Außendienst, wie sie ihn gerade erleben, eher zufrieden sind, während die Jüngeren sich eher wünschen, dass der Außendienst digitaler wird. Sie würden den Außendienst weniger vermissen, wenn es nicht mehr geben würde, als es die Älteren angeben.

Fazit

Die Ergebnisse der ARI-Studie und des Facharztreports von 2024 zeigen, dass digitale Medien bei der jüngeren Ärzteschaft sehr beliebt sind, wenn es um die Informationsbeschaffung im beruflichen Kontext geht. Ärztinnen und Ärzten unter 40 Jahren verlassen sich vor allem auf digitale Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten. Textbeiträge bleiben das bevorzugte Medienformat, wobei Studienzusammenfassungen über alle Altersgruppen hinweg das beliebteste Beitragsformat sind. Jüngere Ärztinnen und Ärzte präferieren jedoch verstärkt grafische Darstellungen, Infografiken und interaktive Formate. Aber auch der persönliche Austausch spielt für Jüngere eine wichtige Rolle. 

Die Ergebnisse unterstreichen, dass ein ausgewogener Mix aus verschiedenen Medien, Kanälen und Formaten entscheidend ist. Gemeinsam bieten sie die besten Möglichkeiten, junge Ärztinnen und Ärzte effektiv zu informieren und weiterzubilden.

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